Am ersten Samstag im Dezember fand dieses Jahr bereits zum fünfzehnten Mal die gefürchtete Eisarsch-Regatta am Attersee statt. Dieses Jahr war auch der Nautic Club Austria stark vertreten; gleich sechs unerschrockene NCAler gingen an den Start.
Bereits im Vorfeld warnten die Wettervorhersagen just an diesem Wochenende vor Schnee und Kälteeinbruch bei einem bisher milden Winter. Wir planten in weiser Voraussicht dreieinhalb Stunden für die Anreise ein. So fuhren Emil, Robert, Herwig und ich also um 6:30 in Graz ab. Anfänglicher Regen wandelte sich rasch in Schneegestöber um und unser großzügiger Zeitpolster schmolz nur so dahin. Mit Schneefahrbahn und einem kleinen Abstecher in Richtung Mondsee durch eine verpasste Ausfahrt dauerte die Fahrt gute vier Stunden. Um 10:58, zwei Minuten vor Schluss d. Registrierung erreichten wir das Regattabüro.
Aber an Rast war nicht zu denken. Abladen, Aufriggen, Anziehen und dann ging es schon aufs Wasser. Manch einer hatte leichte Schwierigkeiten, sich nach längerer Zeit wieder in Erinnerung zu rufen, wie die kleine Schüssel aufgebaut wird. Der einzige Vorteil von zwanzig bis dreißig Zentimeter Neuschnee beim Segeln? Man spart sich die Slipwagerl.
Die Bedingungen am Wasser: ununterbrochener Schneefall bei ca. 0°C und zwei bis drei Knoten Wind. In der Vorstartphase wurden bereits die ersten Schneebälle geworfen.
Um Punkt 12:12 starteten 84 Optimisten bei einem Hasenstart mit dem Startboot als Hase in die einzige Wettfahrt. Es wurde der längste Dreieckskurs meiner Segelkarriere. Die Positionen der Bojen konnte man über weite Strecken nur erahnen und war somit auf die Schwarmintelligenz der Flotte angewiesen. Neben der zutiefst winterlichen Kulisse boten auch die einzelnen Segler einen interessanten Anblick.
Die persönliche Ausrüstung variierte von Ölzeug, Trockenanzug, Neopren bis hin zu Jeans und Pullover bei einem ganz besonders wagemutigen Kandidaten. Es gab auch einige, an die Bedingungen angepasste Skihelme und -brillen sowie ein Ganzkörper-Haifischkostüm zu entdecken. Hinzu kamen die verschiedenen Körperhaltungen, die ob beengter Platzverhältnisse eingenommen werden mussten.
Die quere Badewannenposition mit baumelnden Beinen, am Schwertkasten sitzen, über das „Vorschiff“ gelehnt, im Stehen, in Lee, in Luv, in der Mitte zusammengekauert. Von maximalem Komfort bis hin zu maximaler Performance war alles dabei.
Nach dem Raumwind-/Vorwind-Start folgte ein langer Schlag in Richtung Nordosten bis zu einer imposanten, großen, blauen Wetterboje. Daraufhin ein ebenso langer Halbwind-Schlag. Ich konnte mich nach meinem Start im hinteren Drittel des Felds kontinuierlich nach vorne arbeiten. Zwischen zweiter und dritter Bahnmarke erwartete uns ein relativ tiefer Amwindkurs der ohne Wende auskam.
Ab diesem Punkt begann ich zwischenzeitlich zu Zittern und spürte auch meine Finger nicht mehr. Durchbeißen war angesagt. Angetrieben durch den drängenden Wunsch nach einem Heißgetränk konnte ich auch noch auf der folgenden Zielkreuz Plätze gutmachen. Während der Erste nach einer Stunde und fünfzehn Minuten das Ziel erreichte, segelten die hinteren Teilnehmer bis zu zwei Stunden.
Nach dem Einlaufen waren erstmal Punsch und ein mehrminütiges heißes Händewaschen angesagt. Das große geheizte Veranstaltungszelt empfing uns nach dem Zusammenpacken und Aufladen der Boote mit Tombola, Musik, Speis und Trank.
Für uns Grazer und einige weitere Segler*innen startete um 16:00 auch schon die jährliche Laser-Generalversammlung in den Räumlichkeiten des UYCAS.
Anschließend fand die Siegerehrung statt. In der Clubwertung haben wir nur knapp das Stockerl verpasst. Unser Zieleinlauf erfolgte in folgender Reihenfolge: Kathi Strobl (15.), Herwig Bäumel (24.), Ernst Traxler (30.), Robert Holzer (65.), Emil Scherer (71.) und Christian Pfund (78.).
In den jeweiligen Gewichtsklassen konnten wir mit einem Top-5- und zwei Top-10- Ergebnissen aufwarten: Herwig Bäumel (5.) und Ernst Traxler (7.) in der Gruppe von 71-80kg wie auch ich, Kathi Strobl (6.), in der Gruppe bis 70kg. Mit meinem 3. Platz in der Damenwertung konnte der NCA dann auch noch einen Stockerl-Platz ergattern.
Auch im weiteren Verlauf des Abends wurden wir gut versorgt, eine vielseitige Versteigerung (vom Fahrrad bis zum Gemälde) und Livemusik sorgten für ausgelassene Stimmung.
Der Reinerlös der Veranstaltung kommt dem Nußdorfer Verein "Seelenpflaster“ zugute, der mit diesem Geld Psychotherapieeinheiten für Kinder und Jugendliche bezahlt, die das dringend notwendig haben, sich aber nicht leisten können.
Ob wir nächstes Jahr wieder dabei sein werden, müssen sich ein paar von uns noch überlegen. Dieser Kälteschock muss erst mal verdaut werden. Es war aber auf jeden Fall ein einmaliges Erlebnis, das ich nicht missen will!
Eure Eisärschin Kathi