Nautic Club Austria

Cinquecento per due

Liebe Clubkolleginnen und Clubkollegen,

gemeinsam mit dem Kollegen Christof Petter segelte ich Anfang Juni die Cinquecento per due, von Caorle über Susak zu den Tremiti Inseln und retour, 500 Meilen zu zweit an Bord der Class40 Yacht „Vaquita“. www.class40.com

Nachfolgend die Berichte von Bord:

Sonntag, 5.6.2011, 0600Uhr

Ich bin gerade am Weg zur Cinquecento per Due, der Koenigin der Adria Regatten, wie die italienischen Segler sie nennen. 500 Meilen zu zweit, von Caorle an Susak vorbei zu den Tremiti Inseln und wieder zurueck. Die Cinquecento ist seit mehr als 15 Jahren eine meiner liebsten Hochseeregatten und die Beste in der Adria, dieses Jahr bin ich zum vierten Mal dabei.Mein Segelpartner ist Christof,der Eigner der Class 40 "Vaquita", so wie die "wesailforthewhale" der letzten ARC jetzt heisst. "Vaquita", der spanische Name einer bedrohten Walart, des Kalifornischen Schweinswals, benannt im "Rainforest Hideway" in der Marigot Bay / St. Lucia kam im zeitigen Fruehjahr ueber dan Atlantik zurueck, war jetzt 4 Wochen an Land um die Spuren von ueber 30.000 Meilen im letzten Jahr zu beseitigen. Neue Instrumente (www.sailmon.com), eine neue Genua, neue Fallen, ein geschliffenes Unterwasserschiff und jede Menge kleinere und groessere Updates kamen an Bord.

Heute sind wir um 0600 in Portoroz gestartet und motoren gerade bei der bekannten Adriaflaute nach Caorle. So flau wird es nicht bleiben, Schirocco wird die Regatta die meiste Zeit begleiten, teilweise (angeblich) mit bis zu 30kn, hoffentlich erst auf der Rueckfahrt von Tremiti. Als Wetterresourcen verwende ich ECMWF und Aladin Gribs, zur Uebersicht die Wetterkarten von Bracknell, Stationsmeldungen aus Kroatien, den Meteomar Wetterbericht und Aladini HR. Mittels der Expedition Software analysiere ich die Wetterdaten. Mein momentaner Plan ist, bis etwa Sibenik auf der Kroatischen Seite der Adria zu bleiben, und dann einen langen Schlag zu den Tremiti Inseln zu machen.  Nach wie vor begeistert mich Class40 segeln, die Yachten sind handlich, schnell, machen unheimlich Spass und benoetigen keine riesen Mannschaft um sie zu bewegen. Fuer alle die Lust auf Class40 segeln bekommen, veranstaltet Segelwelt am 9. und 10. Juli ein Testwochenende in Portoroz, mehr Infos auf www.segelwelt.at 1900 Uhr Start war ok, allerdings gleich nach dem Start ist uns E1in Luv druebergefahren und im Gefolge leider auch zwei andere Yachten. Boxx, die andere Class40 hatte den besseren Start und rundete das Gate ein paar Bootslaengen vor uns. Habe etwas mehr Druck links vermutet und sowieso eine freie Spur suchen muessen, beides hat gut gepasst und wir konnten links viel gutmachen. Noch weiter links hat eine GP42 ein sehr gutes Geschaeft gemacht und den ganzen Tage gewonnen. Inzwischen haben wir Boxx achteraus aus den Augen verloren,vielleicht finde ich sie ueber das Internet.....

Am Nachmittag hatte der Wind auf 20kn zugelegt, ein Reff im Gross und die neue Genua waren sehr schnell. Zwischen Rovinj und Pula sind wir naeher zum Land, haben gewendet und segeln jetzt Richtung Sued. Jetzt ist Oelzeug angesagt, typisches Jugo Wetter..... Am wind wird es weiter gehen bis Tremiti, ein weiter Weg noch.

Montag, 6. Juni 2011

Der Tag hat mit Parkplaetzen begonnen und aufgehoert. Der erste war unvermeidlich, da gleich hinter Susak, unserer ersten Bahnmarke. Wenigstens auf die Boxx wieder aufgeschlossen und in ihrer Naehe gestanden. Nach einer Schlafpause hat Christof das slowenische Duo ueberholt gehabt, hat das Aufstehen sehr erfreulich gemacht. Die kritische Frage war heute, wie weit wir den Wettermodellen vertrauen duerfen. Das ECMWF Modell und das Aladin Modell sind sehr aehnlich, beides passt zur Wetterkarte von Bracknell, bedeutet grosses Vertrauen.

Daher mit dem ersten Rechstdreher zurueck zur Kroatischen Kueste und mit dem angesagten Linksdreher Richtung S. Leider etwas zu weit gefahren und um Mitternacht geparkt. Arbeite jetzt daran uns zurueck in den (vermuteten) Wind weiter im Osten zu bringen.

Dabei immer die nagende Frage, wo die Konkurrenz steckt. Die gehoffte Variante ist, dass sie im Westen blieben und jetzt recht lange stehen, die befuerchtete Variante, dass sie hinter uns nach Osten querten und uns dort bereits ueberholt hatten. Und dann bleibt fuer die Adria natuerlich die Variante, dass sie dort wo kein Wind sein sollte mit guter Geschwindigkeit Richtung Ziel fuhren (da der Wind der dort nicht sein sollte doch dort war) und mein vieles analysieren, rechnen und planen nichts gebracht hat. Eben von Raymarine Autopilot auf B&G umgeschaltet. Jedes der beiden Geraete hat seine Staerken und Schwaechen. Das B&G Geraet steuert sehr gut nach Wind (scheinbar oder wahr) und hat da noch unterschiedliche Modi, ist aber unter Kompas oft zu nervoes. Dort ist der Raymarine Pilot besser. Die beiden Anlagen sind kreuzweise verschalten, die beiden Steuercomputer lassen sich mit beiden Antrieben verbinden. Das hat den Vorteil, dass der stromsparendere Raymarine Antrieb bei einfachen Bedingungen und er starke hydraulische B&G Antrieb bei schwierigen Bedingungen verwendet werden kann. Essen  an Bord a la carte, das heisst es gibt eine Tasche voll mit gefriergetrockneten Speisen und jeder sucht sich aus worauf er Lust hat. Die Schmankerl sind dann bald weg und die wenige beliebten Gerichte bleiben fuer den Schluss der Regatta in der Hoffnung rechtzeitig im Ziel zu sein. Nicht besonders schlau, aber einfach :-) . Beliebt ist Elch,Fischtopf Ruegen und indonesische Suppe.....

Mittwoch, 8. Juni

Wahnsinns 36 Stunden sind vorueber. Dugi Otok am Weg hinunter: die ersten Schiffe fahren direkten Kurs,meine Wetterdaten legen das nicht nahe. Strategie oder Taktik, bei den Gegnern bleiben oder nur auf die Windvorhersage achten (und das in der Adria). Trotzdem entschliessen wir uns den Daten zu vertrauen und segeln nahe an Dugi Otok heran. Die naechste Nacht ist langsam, einen veritablen Parkplatz haben wir auch besucht und in der Frueh kein Schiff zu sehen, Raetselraten. Beim Runden von Tremiti ist es klar, wir liegen an zweiter Stelle, nur ein Volvo 79, E1 vor uns. Den kurzen am Wind Kurs ueberstehen wir bei auffrischendem Wind ungerefft, dann heisst es abfallen und die Class40 wacht erstmals in dieser Regatta auf Die Geschwindigkeit steigt, erst ueber 10 kn dann klettert sie unaufhaltsam auf 15 unter Genua und Gross und unter dem grossen A2 auf anhaltende Gleitfahrten mit 18kn. Mehrere Boen mit 28kn Wind und mit dem Bug durchbohrte Wellen lassen uns auf den kleineren A6 Gennaker wechseln, dann auch ein Reff einlegen. Wahnsinns segeln, Wellen rauf und runter, der Bug hoch heraus, Wasser ueberall. In der Nacht naehern wir uns wieder Dugi Otok an, der Wind wird leicht und dreht. Ueberall Wetterleuchten, ich hoffe wir kommen durch ohne Gewitter. Irrtum, bei Veli Rat sind wir mitten drin, ueberall blitzt es, dazwischen kurz pechschwarz und stroemender Regen. Wind von ueberall, dazwischen Flaute und das fuer Stunden. Die Konkurrenz hat noch Wind und weiss dass wir stehen, irgendwie hier rauskommen. Die Muedigkeit ist inzwischen ueberwaeltigend. In der Morgendaemmerung legt sich Christof hin, ich segle wie in Trance Richtung Losinj, nicke immer wieder ein und schrecke auf um die Segel nachzutrimmen. Zeitweise faehrt der Autopilot, dann wieder ich und steuere auch im Doesen. Dann wieder Winddreher mit 70 Grad bis sich bei Sonnenaufgang der Wind stabilisiert und der A2 Gennaker wieder zum Einsatz kommt. Jetzt nehmen wir den Booten hinter uns wieder Meilen ab, alles an Bord ist bestens.Inzwischen haben wir Rovinj querab und mit etwas Gluek bleibt der Wind bis in Ziel. Den Zweiten gesegelten Platz wollen wir nicht mehr abgeben,das Wetter wird ueber das IRC Resultat entscheiden.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Kurz nach Mitternacht über die Ziellinie gefahren, als erstes Schiff der Zweihandklasse und einem weiteren Flautenkrimi. Den ganzen Nachmittag hatten wir die Luffe 54 Fanatic am Horizont hinter uns. Immer wieder sind wir in Leichtwindzonen die eigentlich gar nicht sein sollten langsam geworden und Fanatic konnte aufholen. Dann wieder 10 – 13kn Wind und unter Code5 Gennaker konnten wir wieder verlorene Distanz gutmachen.  Fanatic segelt zwar mit voller Crew und ist nicht unsere Klasse und viel groesser, trotzdem wollen wir sie unbedingt halten und vor der Adrialegende  im Ziel sein. Dann 5 Meilen vor dem Ziel Flaute und Kabbelwelle, wir wechseln auf die Fock, Fanatic auf einen riesigen durchsichtigen Code0 oder Drifter, nicht genau zu sehen in der Finsternis. Schon sind sie vor uns, als der Wind um 70 Grad nach rechts dreht und wir rechts sind, ich sehe wieder unsere Chance und wende 20Grad zu früh mit der Spekulation dass der Wind noch weiter dreht. Er dreht tatsaechlich und Fanatic ist auf Kollissionskurs und muss wenden. Doch gegen 2kn mehr Geschwindigkeit müssen wir 100 Meter vor dem Ziel hinnehmen, dass sie uns einfach davonfahren und eine Minute vor uns im Ziel sind. Das tut unserer Freude erstes Schiff zu sein keinen Abbruch. In jeder Flaute habe ich geschworen keine weitere Regatta in der Adria zu segeln, das kostest mehr Nerven als im Southern Ocean dahinzujagen. Aber das habe ich schon vor 15 Jahren gesagt....

Gruesse

Andreas

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