Nautic Club Austria

Bericht von Jasper Ettema

UT24: Bestand oder bestanden?

 

Es gibt Sachen im Leben, die sich wiederholen. Und es gibt Sachen, die Bestand haben. Der NCA Übungstörn 2024 hat ein Mal mehr gezeigt, dass er in allen Facetten Bestand hat.

 

Angefangen hat das schon damit, dass es über 180 Anmeldungen gab. Neuer Rekord! Weil Qualität vor Quantität zu reihen ist, wäre normalerweise bei 20 Booten Schluss. Wenn es aber um ein drittes (!!!) Babyboot, zusätzlich zu bereits 2 Jugendbooten (!!!) geht, kann man mal eine Ausnahme machen. Weil man ja auch möchte, dass der Übungstörn in 2050 noch Bestand hat.

 

Von den ganzen Vorarbeiten, die ein solcher Törn in Sachen Organisation mit sich bringt, bleiben die Teilnehmer lange verschont. Zumeist betrifft den Teilnehmern eher nur die Organisation der eigenen Teilnahme: Ölzeug, Stiefel, Backschaft, und das Kochen einer Mahlzeit. Dass die ganze Familie Kotnig/Muhr mit der Organisation bereits weit vor Weihnachten beschäftigt ist, ist vielen nicht bewusst. Spätestens wenn aber zur Skipper-Vorbesprechung geladen wird, wird das Organisationsteam um 21 Skipper und 20 Co-Skipper vergrößert. Das erleichtert die Sache ungemein und ist nicht selbstverständlich. Nichts wäre leichter, als eine gemütliche Osterwoche mit der eigenen Familie zu verbringen, anstatt als Skipper oder Co-Skipper einen Dienst für den Verein zu leisten. Umso schöner ist es dann auch, dass manche Skipper, und auch manche Teilnehmer, die Familie allesamt zur Teilnahme bewegen können. Sozusagen mit dem gesamten “Familienbestand”.

 

Aber genug der Vorworte: der inoffizielle Startschuss fällt, wie nahezu jedes Jahr, mit den FB2-Kursen im Winter. Den Kandidaten wird dabei das Segeln allgemein und den Übungstörn besonders schmackhaft gemacht. Am Anreise-Samstag eine Woche vor Ostern ist die Spannung dementsprechend groß und die Erwartungen hoch gesteckt.

 

Ab 15:00 ging es auf die Boote, wonach die Sicherheitseinweisung stattfand und die Backschaft verstaut werden konnte. Auch die Clubstander wurden auf den meisten Booten noch vor dem Skippermeeting gesetzt. Es war angerichtet. Bei diesem ersten Meeting wurde bereits klar: eine überaus positive Stimmung würde die Crews durch eine intensive Woche tragen. Mit Wind war zu rechnen. Viel Wind immer, und meistens aus südlicher Richtung. Und damit ging es in eine schöne Nacht, in der einige Boote teilweise begleitet von einem fast vollen Mond sogar 2 Nachtfahrten schaffen würden.

 

Am nächsten Morgen zeigte sich: Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Und so boten viele der 21 Boote dem traditionellen Osterpublikum in Sibenik heuer eine besonders lange Kür im örtlichen Becken vor der Stadtmole. Pünktlich um 12:00 war aber Schluß und Zeit für das obligatorische Gruppenfoto. Anschließend ein weiteres Skippermeeting, wobei für die Überfahrt nach Ortona Wind aus Norden und Nordwesten angekündigt wurde. Gute Bedingungen also, für ein “Heizerl” nach Italien.

 

Viele Wege führen eben nach Ortona, auch ohne GPS. Manche verlaufen direkt, andere formen eine Kurve, und mit Ausnahmen kann man kurz vor Italien auch noch einige Meilen die Küste entlang fahren. Diese Route ist aber selten, und so trafen alle 13 Boote, die die Überfahrt vorgenommen hatten, pünktlich vor Mittag ein. Der Empfang sollte dieses Mal größer sein als je zuvor. Wurde die Flotte doch gleich von vier Instanzen aus Italien begrüßt und empfangen. Nicht nur die Capitaneria und die Guardia Costiera hießen die Flotte willkommen, sondern auch das lokale Fernsehen. Dies alles war zurückzuführen auf die Bemühungen der Agentur Fratino G & Figli s.r.l., die den Verbleib der Flotte die ganze Zeit über begleitete, vielen Dank dafür. Die Guardia Costiera ließ sich dann noch ein Wunschmanöver einfallen, und so tanzten 5 Boote unter der fachmännischen Führung unseres eigenen Kapitäns im Paket eine Pflicht-Umlegung in der italienische Wanne. Als Zeichen der Wertschätzung und als Dank für die Bemühungen der Organisation wurden die Capitaneria und die Agentur mit einem eingerahmten Clubstander beschenkt. Vielleicht macht das die Organisation in den nächsten Jahren ja etwas leichter. Zwecks Bestand…

 

Für die Rückfahrt hatte der Wind gedreht. Doof für alle Teilnehmer mit Koje auf backbord, weil dies schon wieder die hohe Kante war. Der Wind versprach, vor der kroatischen Küste genau zum Zeitpunkt als die Flotte eintreffen würde, ihre größte Stärke zu erreichen. Für das Ziel Milna auf Brac konnte man also im Schutz von Vis nach Vis Stadt einlaufen, um dort das Wetter abzuwarten und weiter nach Milna zu fahren. Eine weitere Möglichkeit, nach Milna zu gelangen, war, früh Überhöhe zu erreichen, um so mit stärker werdenden Wind, Vis im Süden auf raumem Kurs zu passieren und direkt nach Milna zu fahren. Und so kam es, dass sich das Paket in Milna allmählich vergrößerte. Als dieses dann acht Schiffe zählte, und die örtliche Fähre ablegen musste, wurde es dem Hafenmeister trotz mehreren Landleinen zu bunt. Aber so ein Problem ist schnell gelöst. Dreier-Pakete gehören ja mittlerweile, egal ob vor Treibanker (UT23), oder beim Ablegen, zum Standardrepertoire der neuen Skippergeneration. Erweiterung des Manöver-Bestands, quasi.

 

Da der Wind tagsüber weiter zunehmen sollte, und einige von den Überfahrten noch persönliche oder materielle Wunden zu lecken hatten, wurde empfohlen frühzeitig in Starigrad auf Hvar einzulaufen. Umso mehr, da der Hafen in Starigrad gerade umgebaut wird, und die Zahl der Liegeplätze dadurch sehr beschränkt ist. Mit den klassischen Spi-Übungen am Dienstag war also nichts. Eher war aufkreuzen im Schutz von Brac angesagt, um dann mit nahezu Halbwind die Starkwindzone zwischen Brac und Hvar nach Starigrad zu queren. Und wenn auch dabei die Schäden in der NCA-Flotte kaum erwähnenswert waren, gab es trotzdem einen Havaristen zu bergen. Ein unbekanntes Boot kämpfte mit gebrochenem Mast und Wanten in der Schraube und geriet dabei auf Legerwall. Das Abberge-Manöver konnte trotz hoher Welle und steifem Wind zu einem guten Ende gebracht werden. Der Havarist landete auf seinen Wunsch hin in einer geschützten Bucht, wonach wir natürlich aus der Situation versuchten zu lernen. Fazit: Erstens, ob der Wantenschneider das Durchschneiden der Wanten tatsächlich geschafft hätte ist unklar, aber man müsste es wenigstens probieren. Und zweitens, in entscheidenden Situationen ist auf das Bugstrahlruder und dessen Verkabelung kein Verlass. Härtetest bestand…en.

 

Auf Grund des Hafen-Umbaus in Starigrad lagen die Boote diesmal nicht mit Heck zur Mole, sondern in Paketen. (Danke an unseren langjährigen Vertrauten in Starigrad, Niksa, der dies ermöglicht hat.) Damit rückte die Flotte noch enger zusammen und die Geschichten der vergangenen Tage ließen sich bei einem Getränk noch leichter austauschen, bevor es in die verdiente Nachtruhe ging. Dies sollte auch notwendig sein, weil am Mittwoch eine meteorologische Herausforderung bevor stand. Just zu dem Zeitpunkt, als die Nachtfahrten nördlich von Solta stattfinden sollten, würde eine Front mit Gewitter und Regen durchziehen. Die empfohlene Ankerbucht nördlich von Primosten schien für einige auf Grund des zu drehenden Windes nicht zu passen. Und so verteilten sich die Boote um die Front. Will heißen: Manche lagen vor Eintreffen der Front bereits sicher in der Rogoznica, andere wetterten in Mali Drvenik oder Vinisce ab, und manch besonders Gescheiter (!) nutzte die Front für eine Blindübung mit Segelwäsche. Maslinica ohne Sicht zu treffen ist nicht ganz einfach, aber was tut man nicht alles für einen entsalzten Segel-Bestand?

 

Als die ganze Flotte in den frühen Morgenstunden an verschiedenen Orten einen gesicherten Liegeplatz erreicht hatte, konnte ein kurzer Schlaf für das Manifestieren des Ergebnisses der Wettfahrt am Donnerstag genutzt werden. Neu war also, kein Treffen in der Rogoznica, und keine physische Vorbesprechung für die obligatorische Wettfahrt am Donnerstag. Neue Medien machten es möglich, dass trotzdem jeder die Route verstand. Start auf der Linie durch die nördliche Huck von Sestrica Vela und Plic Sestre, aber als Startlinie gilt eben nur der Teil der Linie nord-östlich der Einzelgefahr. Danach galt es Zlarin, Prvic und Tijat zu runden, wonach die Zieldurchfahrt, wie fast schon üblich, zwischen den Leuchtfeuern von Prvic in die alte Kaimauer zu nehmen war. Es sollte auf Grund der Bedingungen ohne Beisegel gefahren werden. 

 

Dieses Mal starteten die teilnehmenden Boote sogar alle zum einigermaßen gleichen Zeitpunkt (vergleich UT22) … wenn auch nicht alle die Startlinie trafen. Aber sei es drum, es ging ja um den Spaß. (Auch wenn manch einer auf Wegerechts-Verletzungen vielleicht zu emotional aufmerksam machen wollte.) Auf der ersten Kreuz stellten sich gleich zwei Sachen heraus. Erstens waren die Bedingungen prädestiniert für Schiffe der älteren Generation und deren schlanke Linie. Und zweitens macht ein neues Unterwasserschiff tatsächlich einiges aus. Und so geschah es, dass die Crew der Pingala (Skipper Jasper Ettema), die frühmorgens noch eine Rollenverteilung vorgenommen und einen Crashkurs in Regattasegeln bekommen hatte (oberste Regel: wer diskutiert verliert!), sich knapp gegen den inoffiziellen zweiten Kety (Skipper David Seidl) und die offiziellen zweiten Sportski Vuk 44 (Skipper Robert Muhr) durchsetzen konnte. Die Pika 2 (Skipper Philipp Knoch) wurde dritte, was in Anbetracht der für die Bedingungen ungünstigen Rumpfform durchaus beachtlich ist. Erwähnung finden sollte auch noch das Babyboot Alba I (Skipper Christoph Zambanini), das sich wacker durch die Wettfahrt geschlagen hat. Aber das schönste an dieser inoffiziellen Wettfahrt war eindeutig der Kampf der Teams gegen die Bedingungen und mit den Elementen. Darauf sollte jeder stolz sein, was die beste Voraussetzung für einen regen Austausch bei Getränken, später in Skradin werden sollte. Prädikat: Bestanden!

 

Zuvor bot sich aber noch eine Überraschung beziehungsweise ein Spektakel. Als es die Pingala gerade noch rechtzeitig vor dem Lotsenboot durch den Sveti Ante schaffte, tat sich ein neues Hochhaus auf, das sich kurzfristig im Becken niedergelassen hatte. Dass das Lotsenboot hinaus fuhr und sich das Hochhaus bewegte, sollte tatsächlich bedeuten, dass der Riese durch den schmalen Kanal hinaus aufs Meer wollte. Um die örtlichen Behörden nicht zu verärgern, wurde daher entschieden, den Sveti Ante nicht zu durchsegeln, sondern die Segel zu bergen und unter Motor Platz zu machen. Das sollte aber nicht bedeuten, dass man den Rest des Weges nach Skradin nicht trotzdem segeln konnte.

 

Besonders erwähnenswert sind nun auf jeden Fall die Bemühungen des Hafenmeisters des Stadthafens in Skradin. Als die örtliche ACI Marina sich nach täglicher versuchter  Kontaktaufnahme am Vorabend entschied, die Aufnahme der 21 Booten zu verweigern, zeigte sich der Hafenmeister besonders hilfsbereit. Am Frühmorgen des Donnerstags angelte er eigenhändig mit Wurfanker die am Hafengrund eingewinterten Mooringleinen vom Hafenboden. Damit konnte er 11 Mooringleinen aus seinem Bestand anbieten. Und weil Paketmanöver ja mittlerweile zur Gewohnheit geworden sind, fanden die restlichen Boote trotz Hochwasser und Wind auf dem Bug bequem einen Platz am Steg. 

Mit allen Booten in der gleichen Ecke des Ortes ließ es sich ebenso bequem zum Abendessen ausströmen, um sich danach auf ein Getränk auf einer der anderen Booten wiederzufinden. Die gemeinsam überwundenen Strecken boten genug Stoff für Heldengeschichten.

 

Am nächsten Tag wurde am Dorfplatz eine gemeinsame Verabschiedung vorgenommen. Die übliche allgemeine Aufbruchstimmung am Freitagnachmittag hatte ein solches Schlusswort bisher verhindert, und der Abschluss sollte eine weitere gute Kommunikations-Entscheidung unseres Kapitäns werden. So konnten alle Teilnehmer, wenn auch etwas vorzeitig, ein gutes Resümee ziehen und sich über weitere Aktivitäten im Verein informieren. Trotzdem stand noch ein schöner Segeltag bei Wind und Sonne bevor, also nach der Ansprache war “Leinen los” das Credo.

 

Nach einigen Stunden auf dem Teufelssee, der seinen Namen für zumindest ein Boot heuer gewissermaßen Ehre machte, traf man sich an der Tankstelle und dann in der Marina Mandalina. Die hilfsbereiten Marineros des NCP-Teams um Pasko Klisovic empfingen die meisten Boote unbeschadet oder mit geringem Reparaturbedarf. Und das alles in allem bei im Schnitt mehr als 450 Seemeilen und regelmäßig über 30 Knoten Wind. Das sagt durchaus etwas über die Qualität der Skipper und deren Besatzungen aus! Alles in allem also ein gelungener Übungstörn, den jede(r) Teilnehmer:in, jede(r) Co-/Skipper:in und jedes Boot erfolgreich bestand.


Ergebnis nach gesegelter Zeit

Platz Boot  gesegelt Wertung Crew um Skipper Typ gewertet gerechnet
1 Pingala 12:40:30   Jasper GS45 12:40:30  
2 Kety 12:41:42 DNS (+5min) David GS50 12:46:42  
3 Sportski Vuk 44 12:50:09   Robert GS44 12:50:09  
4 Pika II 12:50:50   Philipp OC50 12:50:50  
5 Skalice 12:53:05   Daniel GS43 12:53:05  
6 Matterhorn 12:53:40   Nik jun. GS45 12:53:40  
7 Maya3 12:54:20   Nik H445    
8 Freya 12:55   Bruno D430 GL 12:55  
9 Anatela 13:07:22   Stefan GS46.3 13:07:22  
10 Get Lucky     Klaus D460    
11 Sweetest Taboo 13:10:xx   Werner D430 GL     
12 Ljubov 13:13   Harald D 470 GL 13:13  
13 Alba I 13:19   Christoph D 460 13:19  
14 Sportski Vuk37 13:20   Valentin GS37 13:20  
15 Major Tom 13:37   Matthias D 382 GL 13:37  



Bootsliste

Überfahrt Boot/Skipper Typ
Kinderb. 1 Neska II / Maria   Oc45
Kinderb. 2 Greta / Patrick   OC 46.1
Kinderb. 3 Alba I / Christoph   D 460
Jugendb. 1 Private Dancer II / Viktoria   D 460
Jugendb.2 Get Lucky / Klaus   D 460
nein Sveti Ivan/ Lisa   D 382 GL
nein Maja III / Nik sen   H 445 
nein Sweetest Taboo / Werner   D 430 GL
ja Aloha / Fabian   GS 44
ja Anatela / Stefan   GS 46.3
ja Anse / Markus   H 505
ja Freya / Bruno   D 430 GL
ja Kety / David   GS 50
ja Ljubov / Harald   D 470 GL
ja Major Tom / Matthias   D 382 GL
ja Matterhorn / Nik jun   GS 45
ja Pingala / Jasper   GS 45
ja Pika II / Philipp   Oc 50
ja Skalice / Daniel   GS 43
ja Sportski Vuk 37 / Valentin   GS 37 R
ja Sportsky Vuk 44 / Robert   GS 44

 

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