Nautic Club Austria

Übungstörn: Kinder- und Jugendboot

Es ist kein Wunder, vielmehr sogar höchst erfreulich, wenn unsere Kinder und Jugendlichen sich neben der Jolle und dem Badesegeln dafür zu interessieren beginnen, was die Welt auf einer seetüchtigen Jacht bieten kann, welche neuen Zugänge zum Segeln, ja sogar zur gesamten Lebenseinstellung sich ergeben.

Ausgehend von diesem Interesse wurde 1996 das erste Kinderboot mit jungen Seglern ab 12 Jahren innerhalb des bereits etablierten Übungstörns in der Karwoche eingeführt. Mit ganz besonderem Bedacht auf geeignete Skipper und Ausbilder wurde darauf Wert gelegt, Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung für sich selbst, die richtige Kleidung auszuwählen, den Rest sorgsam zu stauen (nicht alle Boote sind immer restlos wasserdicht, sei es von oben oder unten, und eine Woche in durchnässtem Gewand kein Honigschlecken), Verantwortung für den Rest der Crew, seine eigenen Wachen einzuhalten, damit die anderen unbesorgt rasten und schlafen konnten, die eigene Aufgabe im Verband der Crew sorgsam und richtig erledigt wurde, Verantwortung auch für das Boot, das erst die Sicherheit bietet. Entscheidend für die Möglichkeit als Club eine solche Ausbildung mit Minderjährigen durchführen zu können, ist das Verständnis der Eltern für diesen Sport, denn sie müssen schlussendlich die Verantwortung für ihre Spösslinge tragen, abschätzen, inwieweit ihre Kinder und Jugendlichen dem gewachsen sind, nicht zu letzt die richtige Ausrüstung für einen Übungstörn in einer möglicherweise kalten und regnerischen Karwoche zur Verfügung zu stellen (bei letzterem können wir als Club aber auch helfen) - dafür benötigen wir als Club auch die Einverständiserklärung der Eltern.

Je nach Anforderungsprofil der Interessenten haben sich in den letzten Jahren zwei unterschiedliche Bootskategorien gebildet:

Das Kinderboot ist für 12 bis 15 jährige Segler gedacht. Hier wird jede Position durchlebt, unter Segel wie auch unter Motor, auch nicht vor schlechterem Wetter gekniffen sondern das Ölzeug ordentlich hergenommen, in die Dunkelheit hineingefahren und je nach Interesse in die Navigation mehr oder weniger tief eingetaucht, die Bedeutung der Seezeichen erkundet und Feuer entdeckt. Meist ist die Funktion des Rudergängers bei Hafenmanövern noch fremd gewesen, der Überblick und die geordneten Anweisungen eines Wachführers nur von aussen beobachtet, nach dieser Woche werden sie zu Bekannten - und hoffentlich Freunden. Im Gegensatz zum restlichen Übungstörn bleibt das Kinderboot in Küstennähe und trifft nach der Rückkehr der anderen Boote wieder mit ihnen in Vis zusammen - wird aber von einem weiteren Boot der Flotte in mittelbarer Nähe begleitet.

Das Jugendboot sieht seine Aufgabe in der Überführung der bereits erfahreneren Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren hin zur vollen Verantwortung. Es wird das gesamte Programm des Übungstörns absolviert, die Überfahrten mitgefahren und die Nachtansteuerungen durchgeführt. Der einzige wahrliche Unterschied zu den restlichen Booten liegt in der Vereinigung von Jugendlichen, die sich untereinander oft leichter verstehen, besser auf einander eingehen können und schlussendlich auch ein anstrebbares Vorbild für ein Kinderboot sein sollen.

ut11_kinderboot

ut11 Kinderboot (ein erster Rückblick)

Nach vielen Jahren gab es heuer wieder Interesse an einem NCA Kinderboot an unserem Übungstörn.
Schlussendlich meldeten sich sechs Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren an. Lena Kratky (12 Jahre), Theo Jöbstl (12 Jahre), Philo Jöbstl (12 Jahre), Floris Bekkers (12 Jahre), Loes Bekkers (14 Jahre), Eva Michaelis (15 Jahre)
Schon im Herbst beschloss ich mich das Kinderboot zu führen und konnte dann Helga Ritter als CoSkipper gewinnen. Helgas Konsequenz den Jugendlichen am Steuerstand beizustehen war ganz besonders bewundernswert. Mit größter Ruhe und unermüdlicher Ausdauer hielt Sie die Kinder an; sich in den halbstündlichen Ruderwachen zu konzentrieren, die Segel richtig zu trimmen, die Umgebung zu beobachten, koordinierte und Überwachte die Abläufe im Cockpit und unterstützte die Kinder bei Ihren ersten An- und Ablegemanövern. Die jungen Crew setzte Kurse in der Seekarte ab, mass Entfernungen heraus, peilte Landmarken und zeichnete beobachte Orte. Sehr kontinuierlich wurde auch eine saubere Brückenkladde geführt - jeder Wachwechsel peinlich genau notiert. Die leichten, stetigen Winde erlaubten ein für die Jugendlichen sportliches Segeln - das Jugendboot
legte 221,3 sm davon 131,8 unter Segel und davon fast 35 sm unter Spinnaker zurück. Die Route führte von Sibenik nach Trogir, Hvar, Palmizana, Vis, Milna, Puscica, Rogoznica, Skradin wieder in die Ausgangsmarina nach Sibenik. Zweimal wurde in die Nacht hineingesegelt. Die Handgriffe an Bord waren schon bald selbstverständlich, das Auftuchen des sperrigen Großsegels wurde in Teamarbeit, das Einrollen der Genua am liebsten am Vorschiff, erledigt. Jeden Tag übernahm ein anderes Crewmitglied die Backschaft und kochte auch die selbts geplante Hauptmahlzeit.
Am letzten Tag, den Freitag, entschlossen wir uns spontan für ein Abschlussessen im Marinarestaurant. Für Floris, der an diesem Tag Backschaft hatte, war es Ehrensache am nächsten Morgen dem Abreisetag um 0500 aufzustehen und seinen geplanten Kaiserschmarrn uns zum Frühstück zu kochen. Viele Dinge, über die ich mir vor dem Törn Gedanken machte, regelte die Crew allein: Kojeneinteilung, wer hat
wann mit wem Wache, an welchem Tag Backschaft, wer darf Funken, wer spült, wer trocknet ab, wer sucht die Mülltonnen am Land....
Meine Sorgen "Merke ich, wann ein Kind überfordert ist, wann es sich langweilt, wo liegen die Grenzen von Übervorsicht, wo von Übermut" verpufften in der Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit und Selbstständigkeit dieser jungen Crew.

Kinder sind was herrlich Unkompliziertes.
Vielen Dank für diese wunderbare Woche!
Viktoria

ut11_fotos_kinderboot




(c) 2010 Nautic Club Austria   Seestrasse 1, 8141 Unterpremstätten