
Von 9. Bis 11. Mai 2025 fand im Yachtclub Podersdorf am Neusiedlersee die ILCA (ehemals Laser) Staatsmeisterschaft, auch Stodara genannt, statt.
Der erste Start war für Freitag um 12 Uhr geplant. So begann der Tag, die Anreise aus Graz noch vor mir, schon zu einer unchristlichen Uhrzeit. Mir fällt das frühe Aufstehen, wenn es zum Segeln geht, aber deutlich leichter als an einem Werktag. Die Windprognose war zumindest für den Freitag vielversprechend, die vorhergesagten Temperaturen habe ich bewusst übersehen. Spätestens nach der Ankunft war aber klar, es wird ein Segelwochenende der kühleren Sorte. Das Wiedersehen von bekannten Gesichtern aus der Segelcommunity hat zumindest das Herz erwärmt. Neben der Registrierung darf bei einer Stodara natürlich auch die Vermessung nicht fehlen, wo das Equipment auf Regelkonformität geprüft wird. Vermeintlich rechtzeitig begab ich mich in das vor den unwirtlichen Temperaturen schützende Neoprengewand und daraufhin in die Schlange zur Slipanlage. Im sich nur langsam auflösenden Stau zur Slip wurde langsam klar, dass 12 Uhr schneller näherkam als die Rampe. Nachdem mir ein paar etwas weniger unter Zeitdruck stehende Radialis (ILCA 6er) dankenswerterweise den Vortritt ließen, erreichte ich noch rechtzeitig den ersten Start.
Es galt an diesem Tag mit wechselndem Druck und Drehern zurechtzukommen. Ein Fußballtrainer meinte einmal, Druck würde er nur verspüren, wenn er aufs Klo müsse. Uns Seglern geht’s da anders, wir (er)spüren ihn ständig und suchen ihn am Regattafeld, immer willens, mehr Druck als die Kontrahenten zu haben. Mit dem Druck umgehen zu können, das ist für uns kein Problem. Warum sie sich in anderen Sportarten da so anstellen mit dem Druck bleibt rätselhaft. Im ILCA 7 Feld, das 20 Boote zählte (für eine Stodara doch etwas wenig), gab es trotz kleiner Teilnehmerzahl spannende Positionskämpfe. Lediglich der erste Platz schien von Anton Messeritsch gepachtet. Aufgrund der Aussicht auf keinen Wind am Samstag wurden vernünftigerweise gleich vier der acht ausgeschriebenen Wettfahrten absolviert. Somit war die Stodara in trockenen Tüchern, ab vier Wettfahrten können die begehrten Medaillen nämlich erst vergeben werden. Vier Wettfahrten liegen blöderweise außerhalb meiner Komfortzone, nach der dritten sehne ich mich meist schon mehr nach einem Stegbier als nach einer weiteren Startsequenz. Daher durfte ein bisschen Stänkern bei Trainer Jesus‘ Motorboot nicht fehlen, was für Strapazen vier Wettfahrten nicht seien. Aber Hineinfahren ist natürlich keine Option und so musste ich mein Schicksal annehmen. Der negativen Gefühle vor dem Start zum Trotz gelang mir just in der von mir so verteufelten Vierten mein bestes Ergebnis. Bei feinen Bedingungen die Vorwind auf der Neusiedlerseewelle hinunterrollend waren die vermeintlichen Strapazen dann doch keine mehr und ich erkannte das Privileg diesen wunderbaren Sport an einem wunderschönen Segeltag ausüben zu dürfen. Das heißersehnte Kaltgetränk gab es dann zu hervorragenden Leberkässemmeln, die köstlich und zahlreich waren. Nichts kommt bei hungrigen Seglern besser an, als die Möglichkeit auf Nachschlag, besonders wenn’s schmeckt.

Tag zwei war wie prognostiziert von Flaute geprägt, sodass wir den ganzen Tag im Hafen blieben. Erfreulich war das für unseren Clubkollegen Ernstl Traxler, der wegen eines Termins nicht vor Ort sein konnte und so nichts verpasste. Fast nichts, denn bei ein paar Masterseglern war die Motivation so groß, dass sie ein kleines Kaum-Wind-Training einlegten. Die meisten aber begnügten sich mit Kaffee trinken auf der sonnigen Clubterrasse, nutzten den Tag für Arbeiten am Boot und Reparaturen oder ließen die Seele baumeln. So ein Tag ohne Wind an einem schönen See lässt sich aushalten. Obendrauf gab es am Abend noch Lasagne im Clubrestaurant und einen geselligen Tagesausklang zum Sonnenuntergang auf der Terrasse – fast schon kitschig.
Am dritten Tag war wieder guter Wind vorhergesagt. Ähnlich wie am ersten Tag war der Druck sehr wechselnd, von im Boot sitzen zu Hängen war auf der Kreuz alles dabei. Nachdem sich die Schlange bei der Slip diesmal etwas früher in Bewegung setzte, kam am Sonntag beim Auslaufen zumindest kein Stress auf. Diesmal war ich nach drei absolvierten Wettfahrten angesichts der noch bevorstehenden Heimfahrt und aufgrund meiner generellen Einstellung zum Vier-Wettfahrten-Thema wieder voller Hoffnung, dass wir den Hafen ansteuern konnten. Die Wettfahrtleitung entschied sich aber dazu, die ausgeschriebene Serie zu vollenden. Wie am Freitag gelang mir, trotz aller Unlust vor dem Start, wieder die beste Wettfahrt des Tages. So muss ich den vor der vierten Wettfahrt im Kopf formulierten Antrag für die GV, wonach vier Wettfahrten nur zum Erreichen einer gültigen ÖSTM gesegelt werden dürfen, doch wieder in der imaginären Schublade verschwinden lassen. Im Rückblick, wieder im Büro sitzend, möchte ich die rund zwei Stunden mehr am Wasser nicht missen. Frei nach STS: „Gib mir mei‘ Überdosis Segeln.“
Ob drei oder vier Wettfahrten am Tag, die besten Seglerinnen und Segler setzen sich immer durch:
Im ILCA 7 gewann Anton Messeritsch mit einer perfekten Serie von acht ersten Plätzen, gefolgt von Christoph Marsano und Ferdinand Steffan. Der NCA war durch Ernst Traxler (18.) und mich, Robert Holzer (9.), vertreten. Bei den Damen im ILCA 6 gewann Eva Aichriedler vor Babsi Matz und Eva-Maria Schimak. Herzliche Gratulation!
Und weil am 11. Mai Muttertag war, gab‘s zum Abschluss auch ein lautes und kräftiges hipp, hipp, hurra auf alle Mamas. In diesem Sinne: hipp, hipp!
Euer Bobby
AUT 173113
(Alle Ergebnisse unter https://www.ycpodersdorf.at/cms/index.php/regatten-2025/oesvdigital)