Fastnet Race 2025
Bericht von unserem Clubmitglied Julia Dahlvik

Im Juli 2025 fand das 100-jährige Jubiläum des Fastnet Race statt, das alle zwei Jahre in Cowes, Südengland, startet, um den Fastnet Rock südwestlich von Irland herumführt und (seit 2021) in Cherbourg, Nordfrankreich, endet. Ich hatte das Vergnügen mit einem internationalen Team auf einer Archambault 40 namens „Oida“ mit am Start zu sein: konkret waren es der Tiroler Eigner Thomas Mikuz, ein Australisch-Schweizer Skipper, ein US-Amerikanischer Navigator, eine weitere Österreicherin, ein Norweger, ein Schweizer. Insgesamt nahmen über 400 Boote teil, in unserer Klasse waren es rund 70.

Unserer gemeinsamen Fastnet-Teilnahme ging neben zahlreichen Vorbereitungen (inkl. Sicherheitstraining) auch eine Qualifikation voraus: Als gesamte Crew überstellten wir die „Oida“ im Mai 2025 von Stavanger, Norwegen, über die nordschottischen Orkney-Inseln nach Dublin. Zunächst hatten wir so viel Wind, dass wir zwei Nächte auf Orkney bleiben mussten, was uns erlaubte die wunderbare Insel ein wenig zu erkunden. Auf dem Weg Richtung Irland ist uns dann aber der Wind ausgegangen, sodass wir großteils im strahlenden Sonnenschein an Schottlands Küsten entlang motort sind. So gesehen konnten wir im Rahmen der Überstellung leider nicht sehr viel trainieren.
Für das Fastnet Race trafen wir uns schließlich im Juli in Cherbourg, wo bereits das ‚Village‘ für die Feierlichkeiten nach dem Zieleinlauf aufgebaut wurde, um „Oida“ nach Cowes zu überstellen und im Solent noch ein wenig zu trainieren. In Cowes verbrachten wir einige Tage mit diversen Vorbereitungen, insbesondere mit dem Routing haben wir uns eingehend beschäftigt und in unserem favorisierten Chandlery regelmäßig notwendige Dinge fürs Boot besorgt. Da ein Azorenhoch mit durchschnittlichen Winden von 10-20 Knoten zu erwarten war (welches im Wesentlichen auch eintraf), war umso mehr von einem ‚tidal race’ auszugehen, in dem die richtige Nutzung der Gezeiten von besonderer Bedeutung sein würde. Auf keinen Fall wollten wir in einer Situation landen, wo wir den Anker werfen müssten, um nicht durch die entgegenführende Strömung zurückgezogen zu werden. Ein interessanter Moment in diesen Tagen war auch der Empfang im Royal Ocean Racing Club (RORC), in dessen Garten ein Baum mit riesigen Feigen steht.

Am 26. Juli um 11 Uhr (UTC+1) war es dann so weit. Nach einem Bilderbuch-Nullstart mit freier Bahn an der Linie des Royal Yacht Squadron vor Cowes ging es zunächst durch den Solent und den Needles Channel. Anschließend passierten wir entlang der sehr schönen Südküste Englands die Standardpunkte Portland Bill, Start Point und Lizard. Nach der Umrundung von Land’s End überquerten wir die Keltische See in Richtung Fastnet Rock - wir hatten das Glück, den beeindruckenden Leuchtturm-Felsen tatsächlich zu sehen - bei Tageslicht und ohne Nebel. Nach der Umrundung ging es zurück, die Scilly Islands umrundend, den Ärmelkanal überquerend, und in Richtung Cherbourg.

Trotz diesmal durchwegs angenehmer Bedingungen hatte die Regatta ihre Herausforderung für alle Beteiligten: signifikante Strömungen (bei Portland Bill kann‘s schon mal mit 5 Knoten strömen), streckenweise viel Verkehr und neben teilweisem Schlafmangel gab es auch mal Konflikt an Board. Insgesamt war es jedenfalls eine besondere Erfahrung. Mein persönliches Highlight ist fast immer das Segeln bei Nacht, so war es auch diesmal – ich habe es sehr genossen bei rund 30 Knoten mit dem Gennaker durch die pechschwarze Nacht zu steuern. Ein anderes Mal haben wir in unserer Wache fluoreszierende Vögel am Boot entlang fliegen gesehen, ein Phänomen, das wir uns bis heute nicht wirklich erklären können. In derselben Nacht haben wir aufgrund von zirka 35 Knoten Böen von J2 auf J3 gewechselt – zum Glück gibt’s Wechselsegel – ein echtes Vergnügen mit diesem Boot! Eine andere Situation, die mir in Erinnerung bleiben wird, war das Gennaker-Butterfly-Segeln, das uns in einer quasi Flaute immerhin noch in Fahrt hielt.

Schlussendlich sind wir nach 880 gesegelten Seemeilen - nach fünf Tagen und 6 Stunden - am Nachmittag des 31. Juli durchs Ziel gegangen. Die eine oder andere nicht so gute Entscheidung (z.B. über den Zeitpunkt einer Wende) und teilweise inkonstante Performance hat uns im Laufe der Tage auf die hinteren Ränge „bugsiert“. Dennoch waren wir froh, dass alles gut gegangen ist und konnten im ‚Village’ bei Live-Musik und gutem französischem Bier (!) darauf anstoßen.
Ein Detail am Rande: Mein sorgfältig durchdachtes Gepäck für das Fastnet Race ist nie angekommen (das konnte ich nach meiner Rückkehr im Lager am Wiener Flughafen wieder abholen)! Nicht unbedingt etwas, was man sich für das Fastnet wünscht. Glücklicherweise konnte ich mir im Segelshop-Eldorado von Cowes vernünftige Stiefel kaufen, einen Großteil der Kleidung konnte ich von meinen Kolleg:innen ausborgen. Das Wetter ist mir aber diesbezüglich sehr entgegen gekommen.
Alles in allem war es eine tolle Erfahrung mit vielen schönen, auch lustigen, und einigen spannenden Momenten.